Wo fängt man an, wo hört man auf.
So viel, von so viel. So fühlt es sich gerade wieder an, wenn ich nur darüber schreiben soll.
Dennoch möchte ich ganz von vorne anfangen und euch in diesem Artikel von meiner Zeit nach dem Tod meiner Mutter erzählen und Euch erzählen und zeigen, was ich alles vor meiner Auswanderung durchlebt habe. Denn das war nicht nur ein absolutes Gefühlschaos, sondern auch ein physisches Chaos.
15. Januar 2016 –
Ich kam gerade vom Arzt, als ich mein Handy wieder anmachte. Ein Anruf in Abwesenheit von meiner Tante war auf dem Display erschienen. 1 Sekunde später erschien eine Anzeige einer Voicemessage. Als ich diese abhörte und meinen Onkel sagen hörte: „Ruf mich bitte sofort zurück, wenn du kannst!“, lief es mir schon kalt den Rücken runter. Auch jetzt gerade wird mir wieder ganz anders, wenn ich daran denke. Ich ahnte innerlich, was kommen würde. Warum auch immer, aber ich hatte dieses Gefühl. Es war unfassbar kalt an diesem Tag in Berlin und es lag Zentimeter hoher Schnee. Ich zitterte nicht nur wegen der Kälte, als ich die Nummer meiner Tante und meines Onkels raussuchte.
Als ich dann zurückrief und mein Onkel mich leise fragte, wo ich bin und ob ich mich setzen könnte, konnte ich meine Tränen nicht mehr halten und wurde panisch. Die Worte, die er mir dann durch das Telefon sagte, gingen mitten ins Herz. Wie ein Dolch der dir das Herz durchbohrt. Ein Gefühl des innerlichen Sterbens. Innerliche Ohnmacht, innerliche Leere und ein wahnsinniger Schmerz. Ich weiß nur noch, dass ich schrie, schrie wie am Spieß. Auf dem Boden im Schnee lag und nicht wusste, was gerade passiert war.
Wenn dir jemand sagt, dass der wichtigste Mensch in deinem Leben verstorben ist, dann macht dass aus dir von einer Sekunde auf die andere, einen anderen Menschen.
Ich hatte zwar immer damit gerechnet, dass meine Mutter nicht sehr alt werden würde, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Hatte ich doch am Vortag noch ganz normal mit ihr telefoniert.
Meine Mutter hatte eine Trigeminusneuralgie. Das ist der Hauptnerv im Gesicht, der durch eine falsche Wurzelbehandlung entzündet war und ihr über Jahre wahnsinnige Schmerzen bereitet hatte. Sie musste dadurch Unmengen von Medikamenten zu sich nehmen, die dann am Ende dazu geführt haben, dass ihre Organe nicht mehr funktionierten und ihr Herz aufhörte zu schlagen.
Von einem Moment auf den anderen war sie nicht mehr da. Und das wiederum brachte nicht nur den Schmerz und die Leere mit sich, sondern auch wahnsinnig viele Aufgaben.
Als einziges Kind, ohne Vater aufgewachsen und ohne eine große Familie, stand ich nun also alleine da.
Und auf einmal kommen Aufgaben auf dich zu, für die du eigentlich noch nicht einmal bereit bist.
Ich musste mich also noch während dieses Schockzustandes um die Beerdigung, das Grab, die Traueranzeige, dem Gespräch mit dem Pastor, die Danksagungskarte, die Kündigungen der Versicherungen, den Todesschein und viele viele andere Dinge kümmern.
Ebenfalls das Anrufen von Freunden, um ihnen zu sagen, dass meine Mutter verstorben war. Jeder Anruf war eine Qual.
Und vor allem musste ich mich um das Haus kümmern. Ich weiß noch, wie ich nach dem Tod meiner Mutter das erste Mal zurück nach Meldorf fuhr und in das Haus kam.
Alles war genauso wie immer und das Hirn kommt einfach nicht hinterher. Jedes Mal denkt man, sie würde gleich um die Ecke kommen. Man hört ihre Schritte, ihre Stimme, riecht ihren Duft. Alles war so surreal.
Aber es musste weitergehen. Gezwungenermaßen! Ich fragte mich immer wieder, warum sich die Welt einfach weiter dreht, während für mich die Welt doch gerade angehalten war. Alles um mich herum ging einfach seinen gewohnten Gang, aber ich fühlte mich so gelähmt und wollte am liebsten den Pauseknopf drücken.
Ich fragte mich in dieser Zeit immer wieder, wie soll nun alles weitergehen? Was soll ich machen?
Wie soll ich das alles machen?
Zu diesem Zeitpunkt wohnte ich noch in Berlin und so entschloss ich mich nach kurzer Zeit, Berlin zu verlassen und in das Haus meiner Mutter nach Meldorf zu ziehen. Anders war die Situation auch einfach nicht zu bewältigen. Denn was auf mich in dem Haus wartete, war ein Fulltime-Job.
So zog ich also im Mai 2016 in das Haus meiner Mama nach Meldorf. Mein Mann, mit dem ich zu diesem Zeitpunkt zwar getrennt lebte, mit dem ich aber noch immer ein sehr gutes Verhältnis pflegte, übernahm dann meine Wohnung.
Ich nahm fast alles aus Berlin mit und zog mit über 180! Kisten in meine Heimatstadt mit 8000 Einwohnern.
In den Kisten mein ganzes Hab und Gut und der gesamte Bestand meines Onlineshops Milumee, den ich erst einmal in Meldorf weiterführte.
Und so fing mein neues Leben in Meldorf an.
Ich wusste zu diesem Zeitpunkt auch noch gar nicht, wie alles weitergehen sollte. Ob ich das Haus verkaufen, vermieten oder selbst in diesem leben sollte.
Und so entschloss ich mich, mich von dem ganzen Schock erst einmal zu erholen und “das Leben meiner Mutter“ im Haus weiterzuführen und Dinge zu tun, die mich an unsere gemeinsame Zeit erinnerten. Ich renovierte mein Zimmer, fuhr mit einer meiner Freundin und ihren Kindern an die Nordsee, mal an die Ostsee, kümmerte mich um den Garten und fing step by step damit an, das Haus aufzuräumen, umzuräumen und mich irgendwie in das Haus einzuleben.
Nebenbei fing ich an, alles Überflüssige zu verkaufen und das Haus Stück für Stück zu leeren.
Aber irgendwann musste eine Entscheidung her. Ende des Jahres flog ich dann, um mich ein wenig abzulenken, das erste Mal nach Dubai.
Kurze Zeit später, im Januar 2017, für 7 Wochen nach LA. Nach diesen beiden Urlauben hatte ich meine Entscheidung getroffen.
(Hier findet ihr den Artikel, wie es dazu kam, dass ich mich dafür entschied, nach Dubai auszuwandern)
Nachdem ich mich entschieden hatte auszuwandern, war klar, es musste etwas passieren. Das Haus war bis zu den Decken gefüllt.
Der Keller war voll, der Dachboden war voll und überall standen Kisten mit Unmengen an Sachen.
Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter und ich Menschen waren, die unheimlich viel angesammelt hatten. Außerdem hatte meine Oma, die 2007 gestorben war und genau gegenüber von unserem Haus wohnte, ebenfalls eine Menge an “Krams“.
Als meine Oma damals starb, holte meine Mutter alle Kisten, Möbel und Sachen meiner Oma mit in ihr Haus.
So stand ich also vor 3 Haushalten, die irgendwie aufgelöst werden mussten und vor Bergen an Sachen, die durchgearbeitet werden mussten.
Wie sollte ich das alleine hinbekommen?
Wie ich es schaffte in einem Jahr, ein ganzes Haus leer zu bekommen, was ich noch alles bewältigen musste und wie die Geschichte weiterging, dass lest ihr in meinem nächsten Rückblick Artikel.
Außerdem gibt es bald eine kleine Youtube Serie mit mehreren Episoden über meine Auswanderung auf meinem YouTube Channel.
Pls suscribe and stay tuned!
Liebe Fiona…
sehr bewegend und überaus interessant mehr über dich zu erfahren.. Verlusste erleben wir „leider“ … und es tut so verdammt weh.. Ich finde es toll das du deinen Weg gefunden hast. Tue das was du fühlst und was dich glücklich macht … dann bist du in jedem Fall auf dem richtige Weg… Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt… liebst Grüße aus Bayern sendet dir Kathrin
LIEBE Fiona,
Vielen Dank für die intimem Einblicke-man kann den Schmerz nur erahnen, und fühlt mit. Ich bin gespannt auf all die Beträge,die noch kommen werden…Wünsche dir alles erdenklich gute in Dubai 😉
Liebe Fiona, ich habe fast die gleichen Schicksalsschläge durchlebt, nur in einer anderen Konstellation. Da ich dich heute im TV gesehen habe, ist es mir eine Herzensangelegenheit dir diese Zeilen zu schreiben. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viel Kraft auf deinem weiteren Weg. Du bist eine bewundernwerte Frau! Wie hat eine liebe Kollegin mal zu mir gesagt? Wie erträgst du das alles? Du bist sehr tapfer! Daran denke ich heute immer, wenn es mir schlecht geht.
Alles Liebe für dich Fiona
Von Marion
Ich wünsch Dir alles Gute für deinen Neuanfang. Aber du hast schon so viel Stärke bewiesen, du schaffst das sicher. Auch für mich ist Dubai die tollste Stadt der Welt. Der nächste Urlaub dort ist schon gebucht. Ich wünschte, ich könnte auch dort leben. Werde deinen Blog also mit viel Sehnsucht verfolgen. Viel Glück.
Liebe Fiona,
man kann es nicht besser beschreiben. Mir passierte das selbe…. die Trauer, das haus, die Erinnerungen… verabschieden kann ich mich jetzt noch nicht. du hast es geschafft. meinen Allergrößten Respekt!!!!!!!!!!
ich wünsche dir alles liebe und gute. wenn du mal wieder in Berlin bist, würde ich dir gerne einen Kaffee ausgeben.
rock it, Sara