Ich möchte euch heute einmal ein bisschen in meine Gedankenwelt mitnehmen. Der Grund, warum ich diesen Artikel schreibe, ist, dass ich mich eigentlich ziemlich oft mit diesem Gedanken beschäftige. Damit, wie es ist, wenn man sich ziemlich alleine auf dieser Welt fühlt.
Ich denke, dass viele Menschen sich mit diesen Gedanken befassen. Sich allein zu fühlen bedeutet nämlich nicht zwingend auch tatsächlich alleine zu sein. Manchmal ist es nur eine reine „Kopfsache“.
Zugegebenermaßen bin ich eigentlich nie wirklich allein. Ich habe immer irgendwie Menschen um mich herum.
Aber ich kenne dieses Gefühl des Alleinseins schon etwas länger. Allerdings hat das in den letzten 2 Jahren und gerade auch in den ersten Monaten in Dubai noch einmal ganz andere Ausmaße angenommen.
In der Branche, in der ich großgeworden bin, gehört es fast zur Tagesordnung, sich allein zu fühlen, obwohl man ständig von Hunderten Menschen umgeben ist.
Ich erinnere mich sehr gut daran, als mich dieses Gefühl erstmalig extrem erschlagen hat. Ich war damals in einer Stadt in Deutschland namens Wertheim. Dort war ich, kurz nach meiner Zeit bei Germany’s next Topmodel, für eine Autogrammstunde in einem bekannten Factory-Outlet gebucht.
Als ich mit einem teuren Sportwagen vorgefahren wurde, konnte ich es fast nicht glauben. Tausende Menschen drängelten sich dort, um einen guten Platz zu ergattern. Mit der Beschreibung „Tausende Menschen“ übertreibe ich wirklich ganz und gar nicht. Es war eine für mich bislang unvorstellbare Zahl von Leuten, die dort darauf warteten, ein Autogramm von mir zu bekommen. Ich, gerade mal 18 Jahre alt, noch nicht sooo wahnsinnig erfahren, war davon vollkommen überwältigt. Ich stieg aus dem Auto aus, hörte Menschen meinen Namen kreischen und wurde dann durch diese riesige Menge „hindurchgeschleust“, um am anderen Ende meine Autogramme zu geben.
Die ganze Situation nahm irgendwann derart krasse Ausmaße an, dass
die Autogrammstunde aus Sicherheitsgründen vorzeitig beendet werden musste. Die Menschen drängelten alle so heftig, dass das Risiko bestand, dass Personen verletzt werden. Das war allerdings auch für mich eine echt beängstigende Situation, denn ich wollte keinesfalls, dass jemand wegen mir in Gefahr gerät oder zu Schaden kommen würde. Folglich wurde ich nach dieser irgendwie völlig surrealen Situation durch den Hintereingang eines der Ladengeschäfte hinaus und zurück ins Hotel gebracht.
Da saß ich nun – völlig allein und mit dem Tinnitus der schreienden Menschenmassen im Ohr… Ich versuchte damals meine Mama anzurufen, die allerdings nicht ans Telefon ging. Mein Mann hatte ebenfalls keine Zeit zu telefonieren. Gerade noch umringt von Tausenden von Menschen saß ich ganz alleine auf dem Bett und fühlte mich plötzlich einfach nur leer. Und eben allein! Solche Situationen erlebte ich in den folgenden Jahren immer wieder.
Manchmal fühlte ich mich sogar dann noch allein, wenn ich eigentlich gar nicht alleine war. Vermutlich lag es auch daran, dass ich in meinem Leben grundsätzlich für alles und jeden verantwortlich war. Ob für meine Mama, die schon mein halbes Leben immer wieder mit schier unvorstellbaren Schmerzen zu kämpfen hatte oder auch für mich, als Selbständige mit einem Onlineshop, den ich komplett allein betreute, und nicht zuletzt auch für meinen Mann, der wiederholt Momente hatte, in denen ich ihn unterstützen musste. Ich habe immer gerne geholfen, und ich habe zu keinem Zeitpunkt meine Mutter oder meinen Mann als eine Art Last betrachtet! Aber die Verantwortung, die man dadurch auf den Schultern trägt, ist nicht immer leicht.
Das Gefühl einer „Einzelkämpferin an der vordersten Front“ nahm, als dann meine Mutter starb, noch einmal gänzlich andere Dimensionen an.
Sie war diejenige, die mir immer den Rücken stärkte und mich in allem, was ich in meinem Leben durchgemacht habe, unterstützt hatte.
Dann war sie von einem auf den anderen Tag nicht mehr da, und ich war nun für praktisch ALLES ganz allein zuständig. Musste mich um Beisetzung, Nachlass und alles Andere kümmern, was ein Mensch so zurücklässt, wenn er plötzlich für immer von uns geht. Und alles das, während ich noch mit meiner eigenen Trauer zu kämpfen hatte. Dann für mehr als eineinhalb Jahre allein in dem Haus zu leben, das zuvor meiner Mutter gehörte, hat mich oft regelrecht zerrissen. Es war dieses tagtägliche „Alleinaufwachen“ und eben allein in diesem Haus zu sein. Das war eine komplett neue Situation für mich. Ich hatte vorher noch nie so lange allein gewohnt. Und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Ich mag es nicht allein zu sein, so allein mit sich selbst. Es soll ja Menschen geben, die es genießen, von keinem gestört zu werden und von niemandem umringt zu sein. Zu diesen Menschen gehörte ich noch nie…
Der einzige sprichwörtliche Fels in der Brandung, der mich in der Zeit in dem Haus meiner Mama oft nicht hat allein fühlen lassen, das war mein Mann. Als ich im Juli 2017 die schreckliche Nachricht bekam, dass ich auch ihn für immer verloren habe, und ich damit quasi völlig allein und ohne Familie war, hat mir einen gewaltigen Schlag versetzt.
Diesen Schlag spüre ich hier in Dubai bisweilen noch immer in der Magengrube und vor allem in meinem Herzen. Nach einiger Zeit zwar etwas weniger, aber gerade in den ersten Monaten in Dubai, wo alles noch sehr fremd für mich war, war das keineswegs immer einfach für mich. In diesen Monaten habe ich täglich darüber nachgedacht, wie alles weitergehen soll und mich oft gefragt, ob ich mich hier wohl irgendwann nicht mehr so allein fühlen würde.
In dem ersten halben Jahr in Dubai hatte ich zwar auch schon ein paar Freunde gefunden, aber dieses Gefühl vom Alleinsein, hörte leider dennoch nicht so wirklich auf.
Denn schlussendlich war ich allein für mich verantwortlich und musste jetzt alle für mich und meine Zukunft anstehenden Entscheidungen selbst treffen. Das ist dann doch schon etwas ganz Anderes, als wenn man solche Dinge mit seiner Familie oder einem Lebenspartner gemeinsam besprechen und entscheiden kann. Es gab aber niemanden, der in dieser neuen Lebenssituation für mich verantwortlich war oder mir irgendwie den Rücken stärkte. Mir ist aber auch klar, das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch von niemandem erwarten oder gar verlangen.
Aber es ist, wie ich es immer sage: Man wächst mit jeder schwierigen Situation im Leben und wird durch sie jedes Mal auch ein Stück klüger. Egal, ob nun gute oder schlechte Erfahrung, man selbst kann entscheiden, was man aus diesen Momenten im Leben mitnimmt.
Was ich durch das Alleinsein gelernt habe, ist eigentlich etwas recht Positives. Auch wenn ich weiterhin äußerst ungern allein bin, mir ist aber gerade erst dadurch so richtig bewusst geworden, dass ich eigentlich niemanden brauche, um das zu erreichen, was ich mir wünsche.
Als ich meine Entscheidung traf, nach Dubai auszuwandern, haben mich viele gefragt, ob ich denn ganz allein dorthin gehen wolle. Meine Antwort war immer die gleiche: „Alles was ich brauche, bin ich selbst. Und solange ich mich im Gepäck hab, ist alles gut.” Und das soll jetzt bitte nicht eingebildet klingen. Ich meine damit lediglich, dass ich weiß, dass ich mich auf mich verlassen kann und weiß, dass ich im Leben immer irgendwie klarkommen werde, auch wenn ich Wege allein beschreiten muss.
Natürlich würde ich das lieber Hand in Hand mit jemandem gemeinsam tun, aber das kann man sich halt nicht immer aussuchen.
Das Gute am Alleinsein ist, dass man sich viel öfter mit sich selbst befasst und mit dem, was man im Leben eigentlich wirklich will.
Man befindet sich sozusagen im ständigen „Austausch mit sich selbst“. Man lernt sein eigenes Ich besser kennen und dass man sich auf sich selbst noch immer am ehesten verlassen kann. Aus dieser Sicht ist das Alleinsein also gar keine so schlechte Sache.
Und auch wenn ich in den letzten Monaten sehr oft traurig war, dass ich alleine bin, umso mehr weiß ich zu schätzen, dass eine Person in meinem Leben immer an meiner Seite steht. Nämlich ich!
Wie gesagt, ich bin keine Einzelgängerin. Ich bin niemand, der es genießt allein zu sein. Aber ich habe gelernt, mich nicht zu beschweren, wenn ich mal allein bin; und zudem nicht immer nur traurig oder enttäuscht darüber bin, sondern auch versuche, das Positive darin zu sehen.
Und so sehr ich es auch zu schätzen weiß, dass ich „mich“ habe, so sehr freue ich mich doch, dass ich mittlerweile, nach mehr als einem Jahr in Dubai, auch liebe Freunde gefunden habe, die mich unterstützen. Freunde, auf die ich mich verlassen kann, die mir helfen und die mir das Gefühl vermitteln, eben nicht mehr so allein zu sein.
Die Idee zu diesem Artikel – und die ersten Zeilen dazu geschrieben – habe ich nach meinem 3. Monat in Dubai.
Zu dieser Zeit habe ich übrigens auch das Titelfoto gemacht. Alleine, mit Selbstauslöser 😉
Nun erinnere ich mich an die Zeit zurück und bin so sehr dankbar dafür, wie und dass sich alles so ergeben hat.
Wie gesagt, ich fühle mich noch immer ein bisschen „allein im Universum“, und ich bin mir sicher, dass sich das erst ändern wird, wenn ich hoffentlich irgendwann meine eigene kleine Familie habe. Aber wenn ich gerade darüber nachdenke, wie sich alles so entwickelt hat, dann bin ich wirklich happy, dass es nun auch wieder gute Menschen in meinem Leben gibt, die mich auffangen würden, wenn ich sie brauche.
Also, solltet ihr euch auch einmal allein fühlen und manchmal das Gefühl von Einsamkeit verspüren, dann nutzt diese Phase, um euch selbst besser kennenzulernen. Fordert euch ruhig einmal heraus, Dinge selbst und vor allem allein anzupacken! Man braucht eben häufig nur sich selbst. Und wenn man dieses gesunde Vertrauen zu sich gefunden hat, dann wird man schnell bemerken, dass man in Wirklichkeit gar nicht so einsam und allein ist, wie man denkt.
Darum glaubt es mir, ihr seid alle nicht allein! <3