Da stand ich also wieder in Deutschland. Die FIBO in Köln war in vollem Gange und ich mittendrin. Und das, obwohl ich eigentlich in Dubai gerade einen Haufen an Problemen und Aufgaben zu lösen hatte, um ein neues Leben anzufangen. Es war irgendwie komisch, auf einmal wieder in Deutschland zu sein. Dieses Hin und Her war für meinen Kopf irgendwie ein bisschen zu viel. Deutschland, Dubai, Deutschland. Ich weiß noch, wie ich da in Köln saß und die ganze Zeit überlegt habe, wie ich die Situation mit der Wohnung in Dubai regeln sollte.
Es machte mir echt Sorgen, dass mein Visum noch immer nicht fertig war. Zumal ich ab dem Zeitpunkt, nachdem ich von Deutschland zurück sein würde, nur noch 1 Woche Zeit hatte, um eine neue Bleibe zu finden. Aber ich musste mich jetzt erst einmal auf das konzentrieren, was in Deutschland anstand.
FIBO, arbeiten, alle Telefonate führen, die ich in Dubai nicht erledigen konnte, weil es sonst zu teuer geworden wäre (ich hatte ja noch immer keinen Handyvertrag abschließen können, da mein Visum noch nicht fertig war) und meine aktuellen Aufgaben in Deutschland organisieren. Glücklicherweise wohnt eine Freundin, die ich schon aus Kindheitstagen kenne in Köln. So konnte ich über die Tage in Köln auch bei ihr wohnen , hatte außerdem zumindest ein bisschen mentale Unterstützung und fühlte mich nicht so alleine.
Zu dieser Zeit kam dann auch mein Vater zu Besuch. Wie vielleicht einige wissen, hatte ich mein ganzes Leben keine wirklich enge Verbindung zu meinem Vater. Ich bin alleine mit meiner Mutter aufgewachsen und hatte wirklich nur sehr sporadisch Kontakt zu ihm. Nachdem meine Mutter verstorben war, hatten wir dann aber wieder vermehrt Kontakt, und da mein Vater im Saarland lebt, lag es nahe, dass er mich in Köln besuchen kam.
Auch wenn ich kein sehr enges Verhältnis zu meinem Vater habe, war es für mich doch recht emotional, ihn nach so langer Zeit und vor allem nach der Zeit, die ich gerade hinter mir hatte, wiederzusehen. Schließlich war er der Einzige, der jetzt noch von meiner engsten Familie übrig geblieben ist. Dieses Gefühl von Zugehörigkeit tat irgendwie gut und so hatte ich zumindest am Ende doch noch eine sehr schöne Zeit in Köln.
Die Zeit in Deutschland war aber mit Köln noch nicht beendet. Da ich noch immer einen Großteil meiner Sachen/Koffer in Berlin hatte, hatte ich mich im Vorfeld darum gekümmert, dass ich nach meinem Köln-Aufenthalt noch einen Abstecher nach Berlin mache, um all meine restlichen Sachen abzuholen. Ja, noch mehr Koffer! Als hätte ich nicht schon Probleme genug gehabt, all die ganzen Sachen in Dubai irgendwie unterzubringen 🙈
Und so flog ich, nach knapp einer Woche in Köln, weiter nach Berlin. Diese ganze „Berlin-Situation“ war wirklich nicht einfach für mich.
Ich war ja gerade vor 2 Monaten erst dort gewesen und hatte auch einige wirklich sehr nervenaufreibende Wochen in Berlin hinter mir. Diese Gefühle, die ich zu dieser Zeit hatte, kamen auf einmal wieder hoch. Und auch die ganzen Erinnerungen, vor allem an meinen Mann, schossen mir immer wieder durch den Kopf, während ich durch Berlin fuhr.
In Berlin angekommen, bekam ich dann Besuch von meiner Freundin Laura. Laura hatte mir ja damals in Meldorf in der schlimmsten Zeit extrem geholfen und wir hatten in den letzten Monaten, auch wenn ich mittlerweile über Tausende Kilometer weit weg wohnte, eine ziemlich enge Bindung aufgebaut. Und so war ich auch extrem glücklich, als sie mich in Berlin besuchen kam. Außerdem besuchte ich meinen Kumpel Micha, bei dem ich die letzten Wochen vor meiner Auswanderung gewohnt hatte. Bei ihm standen auch noch all die Koffer, die ich mitnehmen wollte. Und ehrlich gesagt graute es mir davor, in den Keller zu gehen und dort den ganzen Koffern wieder zu „begegnen“.
Für die Koffer hatte ich ja von Anfang an ein „System“ entwickelt.
Ich hatte sie unterschiedlichen Kategorien zugeordnet, ihnen Nummern zugeteilt, Inhalte aufgeschrieben und mir eine Reihenfolge ausgemacht, wie und wann ich welche Koffer mitnehmen wollte. Allerdings wurde gerade mein Plan durch die „neue“ Wohnung völlig aus dem Konzept gebracht, denn diese existierte ja noch gar nicht.
So war ich also gezwungen, in Michas Keller zu gehen und mir das ganze “Umpack- Spiel“ noch einmal anzutun.
Wie ihr sicher mittlerweile mitbekommen habt, diese Koffernummer zieht sich quasi wie ein roter Faden durch alle meine bisherigen Artikel. Aber genau so war es! Es zog sich alles so unfassbar lange hin. Einige fragen sich sicher gerade, warum ich nicht alles auf einmal verschifft habe. Die Gründe dafür hatte ich aber schon in meinem Artikel – Rückblick Teil 4 – genauer geschildert.
Kurzfassung davon ist: Es ist günstiger und weitaus weniger stressig, was den Inhalt anbelangt. Wenn Sachen verschifft werden, dann durchläuft alles meistens noch einmal eine gesonderte Zollabfertigung, Sachen müssen exakt aufgelistet werden, neue Waren müssen ebenfalls extra deklariert werden…. Das war mir bei so einer Masse von Sachen einfach viel zu viel Arbeit. Aber gut, dieses Umpacken war unter dem Strich auch nicht viel einfacher. 😁 Am Ende hatte ich aber, nach ein paar Stunden im Keller, meine weiteren 9 Koffer fertig gepackt.
Ich genoss noch ein paar Tage Berlin mit Micha und flog dann am 20.April wieder zurück nach Dubai. Schon am 28.4. musste ich die Schlüssel für meine Übergangswohnung abgeben! Und genau das schoss mir auch während des Flugs von Berlin nach Dubai immer wieder durch den Kopf. Ist mein Visum fertig, wenn ich wiederkomme und vor allem wo ziehe ich hin? Am Flughafen musste ich dann erst einmal meine 9 Gepäckstücke wieder zusammensuchen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich beeindruckt bin, dass ich immer wirklich alle meine Koffer wiederbekommen hatte. Man hört ja so häufig von Horrorstorys. Doch da hatte ich wirklich einmal Glück.
Wieder in Dubai und in meiner (Übergangs-)Wohnung angekommen, ging es sofort mit der Planung weiter. Mein Visum war zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht fertig und ich begab mich trotzdem weiter auf Wohnungssuche, in der Hoffnung, dass alles noch rechtzeitig fertig werden würde.
Ich hatte wieder unzählige Wohnungsbesichtigungen auf dem Plan. Mittlerweile hatte ich so viele Wohnungen gesehen, dass ich schon fast selber Immobilienmaklerin hätte werden können. Ich stand sogar zwei Mal kurz davor, einen Vertrag zu unterschreiben. Aber leider scheiterte es immer wieder an der Tatsache, dass ich noch kein Visum hatte.
Und so stand ich nur 2 Tage vor meinem Auszug mit all den Sachen vor der Frage: „Wo geh‘ ich hin?“
Mir blieb also gar nichts anderes übrig, als all meine Freunde zu fragen, ob ich vielleicht irgendwo erst einmal vorübergehend unterkommen kann. Dabei musste ich natürlich auch immer im Hinterkopf behalten, dass ich zu diesem Zeitpunkt sage und schreibe 27 Koffer, mehrere Taschen, Kisten voll mit Sachen meiner Freundin für den Haushalt und die ganzen Möbel im Schlepptau hatte. Ich wusste, dass wenn ich überhaupt irgendwo unterkomme, ich mit Sicherheit nur maximal 2-3 Koffer werde mitnehmen können.
Mehr und mehr merkte ich, dass das alles so nicht klappen kann.
Ich musste mir irgendwie einen Plan B ausdenken. Und der war, einen Platz zu finden, wo ich den ganzen Kram, den ich erst einmal nicht mitnehmen konnte, unterstellen könnte.
Ich rief also alle möglichen Lageraum-Unternehmen an, um herauszufinden, ob ich irgendwo kostengünstig meine Sachen unterstellen könnte. Viele Sachen in Dubai sind recht günstig, manche allerdings auch extrem teuer. Zu teuer! Und dazu zählen auf jeden Fall Lagerräume. 😁
Ich muss dazu sagen, ich bin wirklich jemand, der auf sein Geld aufpasst. Vor allem wenn man so eine ungewisse Zukunft hat. Und wenn man Geld sparen kann, dann mache ich das auch. Und so überlegte ich mir eine andere Strategie. Ich bat den Nachmieter meiner Übergangswohnung darum, die Hälfte meiner Sachen erst einmal bei ihm stehenlassen zu dürfen und hatte damit tatsächlich Erfolg. Natürlich konnte ich nicht alles dalassen. Aber zumindest einen kleinen Teil.
Zeitgleich bot mir eine Freundin an, dass ich bei ihr wohnen könne. Allerdings wohnte sie etwas weiter außerhalb und hatte nur ein Studio. Heißt, eine 1-Zimmerwohnung mit Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer in einem. Ok, einen Balkon gab es auch noch. Aber hey, es war zumindest eine Lösung. Nicht die ideale, aber damit konnte ich arbeiten und stand nun so zumindest nicht auf der Straße.
Allerdings bedeutete das auch, dass ich wirklich nur einen minimalen Teil zu ihr mitnehmen konnte. Und dabei sollte der Balkon die größte Rolle spielen. Denn das war wirklich der einzige Platz, an dem ich einen Teil meiner Sachen lagern konnte. Draußen, in der prallen Hitze, zwischen dem ganzen Staub und Sand. Und wo wir gerade davon sprechen, Sachen draußen in der prallen Hitze zu lagern: Ein Kumpel, den ich durch meine neue deutsche Clique kennengelernt hatte, hatte noch eine andere Lagermöglichkeit. Er arbeitet als Eventveranstalter und hat einen riesengroßen Platz, wo er all die ganze übriggebliebene Deko lagert.
Das war meine Option, zumindest noch ein paar mehr Dinge unterzubringen. Aber es war halt auch wieder im Freien und mittlerweile war es fast Mai und damit wurde es auch immer heißer. Wieder keine Ideallösung. Aber eben eine Lösung! Und ich gab mich gerade mit fast jeder Situation zufrieden, die mir irgendwie weiterhalf.
Was das am Ende für mich bedeutete, ich sag‘ es euch: Koffer umpacken 😂
Denn die Variante, meine Koffer draußen zu lagern, machte mein komplettes “System“ zunichte. Ich hatte selbstverständlich nicht geplant, dass mein halbes Hab und Gut am Ende in den Koffern, draußen auf einem Schrottplatz oder einem Balkon stehen würde. Und natürlich hatte ich auch überall vereinzelt in den Koffern Sachen, die nicht in der prallen Hitze stehen durften. So verbrachte ich also den letzten Tag in meiner Übergangswohnung damit, SÄMTLICHE meiner Koffer zu öffnen und erneut umzupacken. Wahnsinn, wie oft ich Koffer umgepackt habe. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich gefühlt 80 Prozent meiner Zeit mit Koffer umpacken, einpacken und auspacken verbracht.
Alle größeren Sachen, wie Möbel und Kisten sowie ein paar Koffer, sollten auf den Lager/Schrottplatz meines Kumpels. Zwei Koffer mit Wertsachen brachte ich noch zu einer anderen Freundin. Den Rest meiner Koffer musste ich dann irgendwie auf dem Balkon meiner neuen Mitbewohnerin verstauen. Und so zog ich nach 2 Monaten aus meiner Übergangswohnung aus und „verteilte mich“ in halb Dubai 😉
Wieder Umzug, wieder Umzugswagen, wieder das ganze Geschleppe. Aber nach einem Tag hatte ich wirklich geschafft, alles unterzubringen. Die Sachen waren tatsächlich komplett verstaut und ich hatte mich irgendwie in dem Studio meiner Freundin neu eingerichtet, auch wenn es super eng war. Zwei Mädchen und tausend Sachen auf so engem Raum. Und ohne das zu diesem Zeitpunkt zu ahnen, hatte ich zumindest mein vorübergehendes Zuhause gefunden.
Ca. 3 Wochen, nachdem ich umgezogen war, war auch endlich mein Visum fertig. Hieß, ich konnte alle Unterlagen fertigmachen und durfte auch endlich meine Emirates ID beantragen. (Den vollständigen Artikel zu meinem Visum & meiner Emirates ID findest du hier)
Und so konnte endlich mein richtiges Leben, als Bürgerin von Dubai, mit einem Dach über dem Kopf und einem gültigen Visum und einer Emirates ID anfangen.
Wie es die nächsten Monate weiterging, ob ich endlich eine eigene Wohnung gefunden habe, und was ich alles machen musste, um mich in Dubai auch businesstechnisch zu etablieren, das könnt ihr in meinem nächsten Artikel lesen.
Schön beschriebenes Chaos, wichtig immer Freunde zu haben, die einem helfen!