Nachdem mein Mann gestorben war und ich auch in Berlin alles verabschiedet hatte, ging es zurück nach Meldorf.
Und irgendwie hatte ich das erste Mal seit Wochen die Zeit, Luft zu holen, mich hinzusetzen und alles Revue passieren zu lassen.
Da saß ich also schon wieder zwischen diesen Bergen an Kisten und Sachen, wie schon ein paar Wochen zuvor. Nur das irgendwie alles noch viel schlimmer war. Immer wieder schüttelte ich meinen Kopf und konnte es einfach nicht fassen.
Wo sollte ich nun noch die Kraft hernehmen, um alles fertigzubekommen? Wie würde mein Leben nun weitergehen?
Zumal es weitergehen musste. In den Tagen zwischen dem Tod meines Mannes hatte ich es tatsächlich auch noch irgendwie geschafft die Zeit zu finden, mein Haus zu verkaufen. Hatte Anzeigen gesetzt, Besichtigungen gemacht und am Ende sogar einen Käufer gefunden. Und diese wollten im Januar 2018 in das Haus einziehen. Wir hatten Anfang Oktober und es blieben mir nur noch 3 Monate um das Haus leer zu bekommen. Und das Haus sah noch nicht einmal annähernd danach aus, als könnte man dieses 3 Monate später leer überreichen.
Ich brauchte einen Plan, ich brauchte Hilfe und ich musste mich zusammenreißen und alles, was mir passiert war, irgendwie in Stärke umwandeln. Und das tat ich dann auch. Ich fing einfach an. Ich arbeitete Tag und Nacht. Wieder war meine Durchschnittszeit ins Bett zu gehen 5:00/ 6:00 Uhr. Der Wecker klingelte meistens 3-4h später. Es blieb auch nichts anderes übrig. Die Zeit lief mir davon und die Tage waren einfach zu kurz.
Ein bisschen Unterstützung bekam ich dann doch noch. Durch den Tod meines Mannes hatte ich meine alte Freundin Laura aus meinen Kindheitstagen wiedergefunden. Sie lebte ebenfalls mit ihrem Sohn in Meldorf und war mir in den kommenden Monaten die größte Stütze. Ein Mensch, der meine Mutter und meinen Mann kannte und mich und mein Leben. Immer wieder brachte sie mir Essen, sortierte mit mir über Stunden lang die übrig gebliebenen Kisten oder nahm mich einfach nur in den Arm. Sie brachte dann auch noch 2 andere Freunde von sich in mein Leben, Marcel & Cindy, die mir von da an immer wieder zur Seite standen. Es war schön nicht mehr ganz alleine zu sein und nicht immer nur mit allem alleine klarkommen zu müssen. ( An dieser Stelle noch einmal Danke an Euch 🙏 )
Aber auch mit Hilfe war es einfach eine fast unmögliche Aufgabe.
Ich kämpfte mich wirklich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Massen. Vor dem Tod meines Mannes hatte ich ja bereits damit angefangen mein ganzes Haus auf links zu drehen und sowohl im Haus als auch in der Garage und im Keller alles aufzubauen, was irgendwie noch übrig war und weg musste.
Step by Step entstand dann wirklich eine Verkaufsfläche von 160qm. Ich besorgte sogar ein 8×4 Meter großes Zelt, was ich im Garten aufstellte, um noch mehr Verkaufsfläche zu schaffen. Es war einfach so viel und krass, was ich dort immer weiter aufbaute. Ich hatte es wirklich fast geschafft.
1 Tag, bevor der riesige Hausflohmarkt starten sollte, arbeitete das Schicksal noch einmal gegen mich.
Das Zelt, was ich im Garten aufgestellt hatte, wurde 1nen Tag vor meinem Verkaufsstart von einer riesigen Windböe umgeweht. Alles war fertig aufgebaut und durch den Sturz, wurden nicht nur viele Sachen zerstört, sondern ich konnte komplett von vorne anfangen. Immer wieder dachte ich mir: Was denn noch? Reicht es nicht langsam einmal? Aber ich war ja katastrophenerprobt und so schaffte ich es, auch dieses Problem wieder zu beheben und alles neu aufzubauen.
Im November 2017 war es dann aber endlich soweit. Ich hatte wirklich geschafft, alles aufzubauen und sogar alles in verschiedene Themenräume aufzuteilen. So gab es einen Bereich mit Bastelsachen, Trödel, eine Weihnachtsecke, eine Bücherecke, eine Ecke mit Heimwerkzeug, Garten, Küchenutensilien uvm.
Es gab wirklich alles was man sich vorstellen konnte. Das Haus, mein Garten und meine Garage waren zu so etwas wie einem Einkaufszentrum geworden 🙂
Ich machte noch einmal richtig Rummel um meine Haushaltsauflösung. Schaltete sogar das Radio in Schleswig Holstein ein, gründete eine Facebookgruppe und machte einen Bericht in unserer regionalen Zeitung. Und so stürmten am ersten Tag meiner Haushaltsauflösung über 300 Leute in mein Haus. Der Verkauf war ein voller Erfolg. Jeden Tag kamen Leute, die irgendwas kauften. Dieses ganze Geschehen ging dann über Wochen. Von Mitte November bis Anfang Dezember und noch einmal 1 Woche Mitte Dezember bis Ende Dezember. Ich kann euch sagen, das war wirklich eine heftige Zeit.
Und selbst nachdem ich über Wochen Unmengen verkauft hatte und wirklich schon unfassbar viel weg war, war das Haus nicht leer geworden.
Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Mehr ging einfach nicht. So blieb mir nichts anderes übrig, als es noch einmal mit dem Internet zu versuchen. Ich fotografierte einfach alles und stellte jeden Tag über 30 Anzeigen online. Am Ende hatte ich nicht nur 500 Anzeigen bei Ebay Kleinanzeigen online, sondern auch über 5000 Fotos auf meinem Handy und ich verwandelte mein Einkaufszentrum in einen Onlinehandel und Versandhaus 😉
Zwischendurch kamen dann noch die Weihnachtsfeiertage. Aber Weihnachen fiel in diesem Jahr sowieso für mich aus und so verbrachte ich die Weihnachtsfeiertage alleine zwischen Kisten und Anzeigen schalten in meinem Haus. Silvester gab es für mich ebenfalls nicht. In der Nacht des Jahreswechsels saß ich vor dem Laptop und versuchte weiter die restlichen Sachen im Internet zu verkaufen. Absoluter Ausnahmezustand.
Tatsächlich funktionierte das mit dem Internet ganz gut. Jeden Tag kam jemand etwas abholen und jeden Tag versendete ich mehrere Pakete an Käufer.
Allerdings musste ich nebenbei auch immer weiter meine eigenen Sachen packen und ganz genau planen und alles sortieren. Es war ja schon der 1ste Januar und ich hatte nur noch 2 Wochen Zeit, um mit allem fertig zu sein.
Diese ganze Auswanderung brachte wirklich so viel Arbeit und Organisation mit sich, dass ich manchmal gar nicht wusste, wo mir der Kopf steht.
Mein Plan war es, nach dem Auszug aus dem Haus noch für ein paar Wochen nach Berlin zu gehen. Meine letzten Dinge in Deutschland zu erledigen, mein Auto zu verkaufen, mich abzumelden und alles zu beenden, um dann endlich den Schritt nach Dubai wagen zu können.
Diese Zeit war ein absolutes Chaos, ein Wettlauf gegen die Zeit und eine riesige organisatorische Aufgabe.
Ich musste meine Koffer gut durchdacht packen. Für den ersten Schritt nach Berlin und für die 2 Schritte nach Dubai. Schritt 1 – Was ich direkt in den ersten Wochen in Dubai brauchte und Schritt 2- Was ich erst später brauchen würde. Mir war klar, dass ich nicht alles auf einmal mitnehmen konnte. Und so musste ein System her. Überall standen nummerierte Koffer mit Listen, was sich in den einzelnen Koffern befand und nebenbei wurden noch immer weiter Sachen aus den Kisten verkauft, um das Haus leer zu bekommen. Irgendwann stellte ich dann auch fest, dass es so viele Sachen gibt, die ich behalten wollte und nicht verkaufen konnte, weil sie einfach einen zu emotionalen Wert hatten. So hatte ich zum Beispiel 3 Kisten voll mit Fotoalben.
Dann gab es auch Dinge, die mir als Kind gehörten und die ich einmal für meine Kinder aufheben wollte. Aber diese Sachen konnte ich einfach nicht mit nach Dubai nehmen. Ich einigte mich zum Glück mit den neuen Hausbesitzern darauf, dass ich 15qm des Dachbodens für die nächsten 2 Jahre behalten durfte. Und so mussten dann auch noch die Sachen für den Dachboden separiert und gepackt werden.
Es war einfach so viel, was in meinem Kopf passierte. Wieder ging es Tag und Nacht nur um packen, aufräumen, planen, verkaufen oder online stellen. Ich hatte das Alles so satt. Seit Monaten ging dieses ganze Prozedere schon und ich wollte einfach nur noch fertig werden.
Am 15. Januar war Schlüsselübergabe und selbst einen Tag davor, sah es noch immer aus, als würde ich nicht fertig werden. Bis um 1 Uhr nachts war meine alte Kindergärtnerin mit einem Freund noch zum Helfen da. Ich war so überfordert und mit den Nerven am Ende. Das ganze Haus war noch immer ein Chaos und jeder, der dieses Chaos gesehen hätte, hätte mir gesagt, dass ich es nicht bis zum nächsten Tag schaffen würde.
Aber die Wörter “Das geht nicht“ oder „Das schaffe ich nicht“ hatte ich schon vor Monaten aus meinem Leben verbannt. Ich hatte auch keine andere Wahl. Der Transporter für Berlin war am nächsten Morgen um 10:00 Uhr bestellt und die neuen Hausbesitzer sollten gegen 18:00 Uhr kommen, um die Schlüssel zu übernehmen.
Und so machte ich einfach unermüdlich weiter und weiter und weiter, während ich draußen auf der Terrasse noch ein Feuer machte, um meine Mutters alten Tagebücher zu verbrennen. Alles lief gleichzeitig und parallel zueinander ab. Ich tanzte auf tausend Kanälen gleichzeitig.
Bis um 8:00 Uhr morgens hatte ich fast alles geschafft. Meine Augen konnte ich aber keine Sekunde mehr offen halten und mein Körper hatte keinen Prozent Energie mehr. 1h schlief ich in dieser Nacht, um direkt am nächsten Morgen weiter zu machen.
Pünktlich um 10:00 stand dann der Transporter für Berlin vor der Tür. Ich hatte meine Koffer fast alle fertig gepackt und 18 Kisten voll mit Verkaufsware, die ich noch in Berlin verkaufen wollte, standen abholbereit im Wohnzimmer. Die letzten Sachen, die noch übrig waren und weder verkauft noch mitgenommen werden konnten, verschenkte ich dann noch an Nachbarn und ich hatte ebenfalls ein paar Säcke und Kisten für wohltätige Zwecke vorbereitet und abholen lassen.
Die letzten Stunden verbrachte ich damit, meine restlichen Sachen einzupacken und das ganze Haus zu putzen, um es leer und sauber an die neuen Hausbesitzer übergeben zu können.
Als ich mit meiner Freundin Laura auf die Sekunde genau um 18:00 Uhr fertig war, konnte ich mich nicht mehr halten und meine Emotionen schossen wie aus der Pistole aus mir raus. Ich weinte, weil ich am Ende meiner Kräfte war. Weil ich glücklich war, es geschafft zu haben. Weil ich traurig war, dass das Kapitel Meldorf vorbei war. Weil ich wehmütig war, da es meine letzten Minuten in meinem Haus waren und weil ich einfach nur erleichtert war, dass nun alles ein Ende hatte.
Nachdem die Hausbesitzer dann ihre Schlüssel bekommen und ich meine übrig gebliebenen Koffer und Taschen in mein Auto gepackt hatte, ging es am späten Abend mit 1h Stunde Schlaf vom Vorabend noch nach Berlin.
Meine Freundin hatte in Berlin den Transporter und meine ganzen Sachen entgegen genommen. Als ich dann irgendwann gegen 3:00 Uhr bei ihr in Berlin angekommen war und meine Koffer nach oben gebracht hatte, war ich durch. Also wirklich in jeglicher Hinsicht durch.
Ich konnte nicht glauben, dass ich das wirklich alles geschafft hatte. Aber ich erinnere auch kaum einen Tag in meinem Leben, an dem ich so kaputt und fertig mit den Nerven war.
Erschöpft und völlig übermüdet schlief ich dann zwischen 25 Gepäckstücken und 18 Kisten in dem Zimmer meiner Freundin ein.
Wie die Geschichte dann in Berlin weiter ging, warum ich dann innerhalb von Berlin noch einmal mit Sack und Pack umziehen musste und wie ich die letzten Wochen in Deutschland verbracht habe, könnt ihr in meinem nächsten Artikel lesen.
Hallo Fiona,
alle Achtung wie du das alles geschafft hast!
Dein Blog ist sehr interessant und ich wünsche dir nur das Beste für deinen Neustart in Dubai!
Liebe Grüße
Du schreibst sehr schön- Lebhaft und beschreibst alles sehr genau. Man fühlt in deinen Artikeln mit dir. Mir laufen jedes mal beim Lesen die Tränen. Wahnsinn was du erleben musstest und wie stark du das alles auch noch geleistet hast.
Bin sehr gespannt wie es weiter geht.
Liebe Fiona,
du bist einfach unglaublich! So eine Starke Frau. Ich lese deine Artikel wahnsinnig gerne und freue mich auf deine Videos.
Ganz Liebe Grüße aus Kiel
Hallo Fiona,
Respekt 👍 und da sieht man wie man manchmal funktioniert bzw funktionieren muss obwohl einem die Kraft fehlt. Du hast es sehr schön geschrieben auch das du dann trotzdem auch mal deine Emotionen rauslassen konntest. Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg für deine Wünsche und Ziele…du machst das toll.
Liebe Grüße
Conny
Wünsche Dir von Herzen das Du glücklich wirst/bist
Hallo liebe Fiona
Hut ab für deine Kraft die du in dieser Zeit aufbringen musstest , klar wie auch sonst …
gute Freunde zählt man an einer Hand… halt sie fest den sie sind unbezahlbar .
liebe Grüsse aus Berlin
Diana
Liebe Fiona,
Ich bin echt überwältigt von deiner Geschichte. Ich muss zugeben das ich nie ein Fan von dir war aber uns verbindet eine Sache : Wir haben beide unsere Mütter verloren..ich meine geliebte Mama im letzten Jahr und ich kann dir wirklich nachempfinden was du durchgemacht hast. Auch ich stand alleine mit allem da Wohnungsauflösung usw( obwohl ich noch 4 Geschwister habe ).
Hut ab vor deiner Stärke und deinem Durchhaltevermögen! Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und gute für die Zukunft und viel Glück in Dubai.
LG
Nata
Respekt für deine unglaubliche Stärke!!! ♥️
Du kannst unfassbar stolz auf dich sein. Ich wünsche dir alles gute und freue mich an deinem Neuanfang teilhaben zu dürfen.
Liebe Fiona,
schön, dass Du endlich auf Deinem Blog schreiben kannst.
Ich kenne keinen Menschen wie Dich. Wie den auch ?
Wir sind alle einzigartig.
Ich finde Dein Äußeres natürlich sehr schön, noch schöner finde ich Deine Seele.
Die Offenheit und Ehrlichkeit.
Love
Haya
Make a more new posts please 🙂
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Sanny